Neuzeit 1970 – 1983

Das neue Decenium begann am 1.1.1970 mit einer groß angelegten Philistrierungswelle, bei der 8 sehr aktive Bundesbrüder zu Alten Herren ernannt wurden. Mit dieser Maßnahme wollte man einen längst fälligen Generationswechsel in der Altherrenschaft einleiten.

Adolf Bacher v. Parzival, der Motor der Verbindung, widmete sich nun auch der Arbeit im Landesverband und wurde am 14.3.1970 zum Landesverbandsvorsitzendenstellvertreter gewählt.

Am AHC vom 2.4.1970 wurde der Mitgliedsbeitrag von S 120,– auf S 200,– pro Alten Herrn angehoben. Am darauffolgenden BC warf Bundesbruder Hans Moser v. Totila erstmals die Frage nach einer Format- und Stoffänderung der Mützen auf. Die Heidelberger Samtmützen verschmutzten sehr rasch und wurden unansehlich, sodass es nicht überraschte, dass solche Vorschläge gestellt wurden. Auch kann man darin durchaus den Willen zur Neuerung sehen, da nicht nur die Mützen in Frage gestellt wurden sondern am 14.5.1970 auch erstmals der Begriff der „deutschen Treue“ in der Burschenstrophe diskutiert wurde. Bundesbruder Hans Moser v. Totila sprach sich auf diesem BC für die Streichung dieses Begriffes und stattdessen für die Wortwahl „unsere Treue“ aus. Beide Vorschläge wurden in den nächsten Monaten detaillierter behandelt, sodass es schließlich am 7.11.1970 zu einem AHC und zu einem CC kam.

Am AHC wurde in der Person Adolf Bachers v. Parzival erstmals ein „Nachkriegsgralritter“ zum Philistersenior gewählt und die fällige Generationsablöse vollzogen. Neuerungen gab es auch am darauffolgenden CC. Auf diesem wurde das Mützenformat insofern abgeändert, als man wieder die Seidenmütze im Tellerformat einführte. Der Antrag auf Abänderung der Burschenstrophe fand nicht die nötige Mehrheit. Auch diese Vorgangsweise sollte sich später nochmals wiederholen.

Die Verbindung atmete jetzt neuen Geist und versuchte, sich von innen heraus zu stärken. Getragen wurde diese Aufbruchsstimmung in erster Linie von Philistersenior Adolf Bacher v. Parzival und seit 25.6.1970 vom Senior Karl Mörtl v. Constantin. Constantin blieb für die nächsten drei Semester Senior der Verbindung.

Die nächste größere Umbildung fand am 7.3.1972 statt. Am AHC wurde Karl-Heinz Mickl v. Tristan II zum Philistersenior und damit zum Nachfolger Parzivals gewählt. Am gleichen Tag erfolgte auch ein BC, auf dem Hubert Pippan v. Wenzel zum Senior gewählt wurde. Mit beiden Personen waren Garanten gefunden, die den Weg Parzivals und Constantins kontinuierlich fortsetzten. Unter Tristan II kam es in erster Zeit zu einem Kahlschlag in der Verbindung, der die Entlassung von so genannten „Karteileichen“ zur Folge hatte. Man wollte einfach die Verbindung auf jene Leute beschränken, die tatsächlich entweder finanziell oder personell mitarbeiteten. Langsam begannen auch die Aktivenzahlen wieder zu steigen. Das Verbindungsleben in diesen Tagen gestaltete sich sehr umfangreich. Gab es neben den monatlichen Kneipen doch auch immer wieder wissenschaftliche Abende, sportliche Veranstaltungen und natürlich rege Kontakte zu den anderen Klagenfurter Verbindungen. Als Kuriosum sei an dieser Stelle auf den „1. Heurigenabend“ der Verbindung am 30.5.1973 verwiesen. Auf diesem traten erstmals die sogenannten „Gralschrammeln“, ein gralinternes Schrammelquartett – bestehend aus vier Bundesbrüdern – auf. Die Heurigenabende gestalteten sich überhaupt zu sogenannten Publikumsmagneten und wurden in regelmäßigen Abständen veranstaltet.

Am 19.9.1973 bekam die Verbindung in der Person Ing. Valentin Buzzis v. Neptun wieder einen neuen Philistersenior. Neptun war in den vorangehenden Jahren der Philisterconsenior Tristans II und mit für den Aufschwung der Gral verantwortlich. Sein Gegenpart auf Seiten der Aktivitas war der von Babenberg zu Gral gestoßene Edwin Schuschnig v. Pumpe, der die Charge des Seniors seit 19.9.1972 bis 9.1.1974 ausübte. So schlug Pumpe am 16.11.1973 das 54. Stiftungsfest der Verbindung, das einen schönen Erfolg brachte. 37 Gralritter und 33 Gäste dokumentierten eindrucksvoll den Aufwärtstrend in der Verbindung. Auf dem Kommers kam es zur Burschung von Karl Perkonig v. Siegfried sowie zu 4 Receptionen. Die Festrede hielt Wilhelm Schindler v. Rüdiger.

In den nächsten Jahren sollte sich am Verbindungsleben nicht allzu viel ändern. Es kam immer wieder zu Receptionen, sodass die Aktivenzahlen durchwegs als konstant bezeichnet werden konnten. Eine Vielzahl von Veranstaltungen bot Aktiven wie Alten Herren Abwechslung im Verbindungsleben. Kirchliche Feste wie Fronleichnam wurden ebenso selbstverständlich besucht, wie vaterländische Veranstaltungen am Ulrichsberg. Am 30.6.1974 feierte Gralgründer Adam Gartner v. Illenot seinen 75. Geburtstag gemeinsam mit der Verbindung auf einer Exkneipe im Gasthaus Rattenberger.

Am 25.9.1974 wurde Karl Perkonig v. Siegfried zum neuen Senior gewählt. Er sollte dies bis zum 17.9.1975 bleiben. Am 15.11.1974 schlug eben dieser Senior das 55. Stiftungsfest der Verbindung, in dessen Rahmen Wolfgang Krivitsch v. Goofy geburscht wurde. Allmählich allerdings nahmen die Receptionszahlen ab und auch die Veranstaltungen der Verbindung wurden nicht mehr in diesem Umfang besucht, wie dies in den vorhergehenden Jahren üblich war. Die Krise der Aktivitas verschärfte sich dermaßen, dass am 17.9.1975 wiederum Karl Mörtl v. Constantin zum Senior gewählt wurde, doch auch ihm ist es nicht gelungen, die Verbindung zu stabilisieren. Schuld an dieser Entwicklung war einerseits die Nachlässigkeit der Aktiven, die es einfach unterließen zu keilen und machte sich andererseits auch das Fehlen einer funktionierenden Altherrenschaft mehr und mehr bemerkbar. War Neptuns Amtszeit als Philistersenior anfangs von Enthusiasmus geprägt, so schlug dieser in Resignation um, als die erwarteten Erfolge ausblieben.

Im Februar 1976 folgte auf Neptun Winfried Krivitsch v. Cicero als Philistersenior und fungierte damit als Krisenfeuerwehr. Ihm zur Seite stand – wie erwähnt – als Senior Karl Mörtl v. Constantin, der dies bis zum 2.2.1977 auch blieb. Mehr und mehr wurden auch die Söhne Ciceros, Peter Krivitsch v. Hannibal und Wolfgang Krivitsch v. Goofy sowie später auch Klaus Krivitsch v. Snoopy als Chargen kooptiert. Es kam damit zu einer ähnlichen Situation wie in den 60er Jahren, als die Verbindung von der Familie Schindler getragen wurde.

Das Jahr 1976 brachte auch den 34. Pennälertag des MKV vom 4.6. – 7.6.1976 nach Klagenfurt. Die Bude der Verbindung entwickelte sich zu dem Treffpunkt am Pennälertag schlechthin. Die Gralritter erwiesen sich durchaus als gute Gastgeber, vergaßen aber allzu oft auf das Kassieren der Getränke, sodass der finanzielle Erfolg ausblieb. Kontakte wurden insbesondere zu e. v. K.ö.St.V. Gral zu Wien geknüpft. Mit dieser Verbindung wurde ein Bändertausch ausgemacht, der allerdings bis zum heutigen Tage nicht eingelöst wurde. An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass jede Aktivengeneration irgendwann, meist auf Pennälertagen, mit anderen Verbindungen einen Freundschaftsbändertausch vereinbarte. War erst einmal der Pennälertag zu Ende, verflog auch rasch das Interesse am Bändertausch und am nächstjährigen Pennälertag wurde mit anderen Verbindungen dieses Ritual wiederholt. So kam es erst viel später zum 1. Bändertausch Gralis.

Waren die Bemühungen Ciceros auch von noch so redlicher Absicht, von Erfolg gekrönt waren auch sie nicht. Wie so oft kam es wieder zu einer Krise der Aktivitas. Vorläufig konnte noch eine Vielzahl von Veranstaltungen abgehalten werden, die Receptionen allerdings wurden immer seltener.

Am 18.11.1978 erklärte Bundesbruder Cicero, dass er mit Jahresende das Amt des Philisterseniors zur Verfügung stellt. Daraufhin wurde am gleichen AHC Karl Mörtl v. Constantin zum neuen Philistersenior gewählt. Anschließend an den AHC fand ein CC statt, der sich ausschließlich mit der schlechten Situation der Verbindung befasste. Im Anschluss an die beiden Convente wurde das 59. Stiftungsfest im Gasthaus Widder auf der Hollenburg geschlagen, dem 24 Gralritter und 37 Gäste beiwohnten.

Den nächsten Höhepunkt setzte Wernher Kraker v. Odysseus, der am 13.5.1979 die „Kleinen Gralnachrichten“ wieder belebte. Doch auch diese Verbindungszeitschrift konnte sich nicht durchsetzen.

Das WS 1979/80 brachte Wolfgang Völkl v. Theoderich als Senior hervor. Wie schon so oft in der Geschichte Gralis versuchte man durch Gesundschrumpfen der Verbindung die Krise in der Aktivitas beizulegen. Allein am 29.8.1979 wurden 6 Bundesbrüder wegen Interesselosigkeit dimittiert. Einen schweren Schlag musste Gral verkraften, als am 7.9.1979 der Fuchsmajor Martin Hausenbichl v. Adonis plötzlich verstarb. An seiner Stelle wurde Attila Pap v. Hagen zum Fuchsmajor gewählt. Am CC des Jahre 1979, der am 10.11. stattfand, wurde der Altherrenbeitrag von S 200,– auf S 250,– angehoben und weitere 5 Bundesbrüder wegen Interessenlosigkeit entlassen, u. a. die beiden Philistersenioren Ing. Valentin Buzzi v. Neptun und Karl-Heinz Mickl v. Tristan II. Das anschließende 60. Stiftungsfest, das von Senior Wolfgang Völkl v. Theoderich im Hotel Wörther See geschlagen wurde, verfolgten nur noch 28 Personen.

Die Aktivenzahlen rutschten weiterhin in den Keller. Am 1.2.1980 wurde erstmals Wernher Kraker v. Odysseus zum Senior gewählt. Er sollte es so wie einstens Karl Mörtl v. Constantin 6 Semester lang bleiben. Die Situation der Verbindung war nun so angespannt, dass von einem normalen Verbindungsbetrieb fast nicht mehr die Rede sein konnte. Burschenconvente wurden zwar fallweise, aber nicht mehr regelmäßig durchgeführt. Beispielsweise wurde am BC vom 16.5.1980 ein Bändertausch mit e. v. K.Ö.B. Spanheim Klagenfurt beschlossen. Aber wie schon der Bändertausch mit e. v. K.ö.St.V. Gral Wien, wurde auch dieser nie in die Tat umgesetzt.

Am 5.3.1982 wurde wiederum Winfried Krivitsch v. Cicero zum Philistersenior gewählt. Mit ihm sollte eine Belebung der Verbindung einher gehen. Als erste Maßnahme wurde beschlossen, an alle Bundesbrüder einen Fragebogen zu schicken, in dem jeder der Bundesbrüder klarlegen sollte, ob er an einer weiteren Mitgliedschaft noch Interesse habe. Ausgemacht wurde, dass jene Bundesbrüder, die nicht oder negativ antworteten, zu entlassen seien. Am 30.6.1982 trennte sich die Verbindung von 18 Bundesbrüdern. Allerdings brachte diese Maßnahme auch nicht eine Wiederbelebung der Aktivitas.