Rennaissance 1961 – 1970
Durch den durchschlagenden Erfolg Babenbergiae reifte auch der Entschluß, nach Spanheim auch Gral zu reaktivieren. Die Initiative dabei ging von Erwin Mittweg v. Teddy aus, der sich mit Ferdinand Sekerka v. Roland und Hans Moser v. Totila absprach, ob eine Reaktivierung nicht möglich wäre. Schließlich wurde auch Alois Kaufmann v. Dr.cer. Loki in die Planungen mit eingebunden. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es wahrscheinlich nur wenige Verbindungen in Österreich gibt, die innerhalb eines Jahres zwei Verbindungen reaktivieren, und doch selbst eine blühende Verbindung bleiben.
Am 1.2.1961 wurden die Satzungen der Katholisch Österreichischen Studentenverbindung (K.ö.St.V.) Gral zu Klagenfurt ausgearbeitet.
Am 3.2.1961 erfolgte die offizielle Reaktivierung Gralis durch einen BC, der im Haus der Bauern stattfand. Auf diesem erfolgte die 1. Chargenwahl Gralis nach dem Krieg, bei der Erwin Mittweg v. Teddy zum Reaktivierungssenior, Josef Reitinger v. Pluto zum Consenior, Ernst-Dieter Schindler v. Gernot zum Fuchsmajor, Friedrich Holzer v. Naz zum Schriftführer und Erich Jergatsch v. Hadubrand zum Kassier gewählt wurden. Die Verbindung wählte sich, da ja Babenberg die alten Gralfarben führte, als Burschenfarben hellblau-weiß-gold und als Fuchsenfarben hellblau-gold. Die Mütze wurde wieder weiß – wie dies schon vor dem Kriege war – jedoch aus Samt und in Biedermeierformat gewählt. Abgesehen von den Burschenfarben wurde auch der Wahlspruch geändert. Er lautet seither: „Mut, Tapferkeit, Treue.“ Warum der Wahlspruch geändert wurde, ist leider heute nicht mehr zu klären. Wäre es doch ein leichtes gewesen, den alten Wahlspruch „Für Gott und unser Volk“ wieder zu wählen.
Woher der Wahlspruch kam, ist jedenfalls leichter erklärt. Es ist der Wahlspruch des alten Klagenfurter Hausregiments, dem Infanterieregiment Nr. 7, Fürst von Khevenhüller (heute: Jägerbataillon 25), dem der erste Nachkriegsphilistersenior Gralis, zu dem Major Ferdinand Sekerka v. Roland gewählt wurde, angehörte. Die Burschenstrophe wurde beibehalten, inklusive der „deutschen Treue“, lediglich die Farben wurden umgekehrt. An der Reaktivierung beteiligten sich 19 Babenberger (davon 6 Füchse und 7 Urgralritter), 2 neugewonnene Füchse und 4 neugewonnene Alte Herren. Auch erhielt die Verbindung das heute noch gültige Wappen, das von Graf Dodi Botka von Morozzodella Rocca entworfen wurde. Als Gegenleistung dafür, räumten die Füchse die Wohnung des Grafen im Stift Viktring auf. Auch erhielt die Verbindung dafür von ihm ein Klavier, das die erste Bude in der Bahnstraße zierte.
Am 21.2.1961 genehmigte die Sicherheitsdirektion für das Bundesland Kärnten unter der Zahl II-1196/1/61 die Satzung der K.ö.St.V. Gral zu Klagenfurt.
Am 5.3.1961 wurde der Wiedergründungsgottesdienst und am 22.4.1961 der Publikationskommers der Verbindung im Gasthaus Müller in St. Martin gefeiert. An diesem Kommers nahmen 180 Gäste und 13 Chargierte teil. Den Kartellbrüdern Franz Pejsa v. Ortwin BOW und Dr. Hans Rotter v. Harald FRW wurde das Band der Verbindung verliehen.
Am Kartellrat anlässlich des 19. Pennälertages in Innsbruck wurde Gral am 19.5.1961 Mitglied des Mittelschüler-Kartellverbandes. Dies geschah fast auf den Tag genau 27 Jahre nach der 1. Aufnahme in den MKV. Damit war vorerst die Gründungsperiode abgeschlossen.
Das WS 1961/62 begann am 20.9.1961 mit dem Wahl-BC. Zum Senior wurde damals Gottlieb Strobl v. Gawan gewählt. Gawan war es auch, der auf einer feierlichen Kneipe am 28.10.1961 Dr. Franz Hohenberger v. Hagen als Ehrenmitglied aufnahm. Die Verbindungsmitglieder keilten nun immer tatkräftiger. Am 20.9.1962 kam es schließlich zu einer Umstrukturierung in der Altherrenschaft. Wilhelm Schindler v. Rüdiger löste Ferdinand Sekerka v. Roland als Philistersenior ab. Er sollte es schließlich bis zum 1.10.1968 bleiben. Rüdiger trieb den Aufbau der Verbindung stetig voran, sodass teilweise die Burschenconvente in seinem Haus in Viktring stattfanden. Nicht nur engagierte er sich in der Verbindung, auch seine beiden Söhne Ernst-Dieter und Gert wirkten tatkräftig mit. Diese Konzentration von Chargen und Funktionen in einer Familie löste bei manchem Bundesbruder heftige Kritik hervor. Gleichzeitig mit Rüdiger wurde Peter Markovc v. Mars zum Senior für das WS 1962/63 gewählt.
Am 20.10.1962 wurde als Höhepunkt des Wintersemesters 1962/63 ein gemeinsamer Kommers der Verbindungen Babenberg, Karantania und Gral geschlagen, dem 180 Besucher die Ehre gaben.
Am 17.4.1963 wurde der Ortsverband Klagenfurt gegründet und zu dessen erster vorsitzender Verbindung Gral gewählt. Erstmals offiziell trat der Klagenfurter Ortsverband am 5.10.1963 bei einem gemeinsamen Semesterantrittskommers in Aktion. Das Wintersemester 1963/64 brachte der Verbindung auch eine Neuerung. Unter Senior Gottlieb Strobl v. Gawan wurden die Burschenconvente ab diesem Semester wöchentlich abgehalten. Mitte November 1963, am 11.11., wurde Gral von Karantania als ortsverbandsvorsitzende Verbindung abgelöst und mit summa cum laude entlastet. Das die Sitten in jenen Tagen recht rau waren, zeigt die Entlassung Kurt Bergmanns v. Pluto, der wegen andauerndem „Schulschwänzens“ entlassen wurde. Dies als Gemahnung den heutigen Aktiven ins Stammbuch geschrieben. Das Verbindungsleben wurde hauptsächlich von den wöchentlichen Burschenconventen und von den im Abstand von 1 – 2 Monaten abgehaltenen Kneipen geprägt. Gekneipt wurde beispielsweise im Gasthaus „Stadt Triest“ (Ecke Villacher Straße/Villacher Ring, gegenüber Rothauer Hochhaus) und im Gasthaus Müller in St. Martin sowie im Gasthaus Maier (Ecke Sonnwendgasse/Feldhofgasse). Mit großer Begeisterung gingen die Aktiven ans Werk. Keilerfolge gab es in diesen Jahren recht ansehliche. Natürlich wurden auch die Pennälertage des MKV regelmäßig besucht. So zum Beispiel der 22. Pennälertag 1964 in Wiener Neustadt.
Am 3.10.1964 schließlich feierte Gral das 45. Stiftungsfest auf der Hollenburg, das von Senior Gert Schindler v. Knirps geschlagen wurde. Johann Fellner v. Anfortas erhielt das 90-Semester-Jubelband. Am vorhergehenden Cumulativconvent wurde die Amtsperiode der Altherrenchargen mit 2 Jahren festgelegt. Es wurde auch eine Studienkommission eingeführt, die die schulischen Erfolge der Aktiven zu überwachen hatte.
Am 23. Pennälertag 1965 in Graz war Gral in besonders starker Zahl vertreten. Immerhin besuchten 8 Aktive dieses Fest. Anhand dieser Tatsache erkennt man die Vorliebe der Gralritter für Pennälertage. Es zeigte sich doch immer wieder, dass die Verbindung in Bezug auf ihre Mitgliederzahl auf Pennälertagen stets überdurchschnittlich zahlreich vertreten war.
Anlässlich der Semesterantrittskneipe am 11.9.1965 wurde die neue Bude im Kolpinghaus feierlich eingeweiht. Mit dieser Bude fand die Verbindung eine Bleibe, die es für 2 1/2 Jahrzehnte bleiben sollte. Als Vermittler fungierte Hans Duller v. Tassilo. Die Bude lag zwar unrepräsentativ im Keller des Hauses, doch wurde man von einem großen Raum dafür entschädigt. Außerdem musste dafür nichts bezahlt werden und bot sich im benachbarten Raum immerhin die Möglichkeit zum Tischtennisspielen. Noch heute hört man so manchen Gralritter wehmütig von der alten Bude im Kolpinghaus schwärmen, die doch Generationen von Gralrittern ein Zuhause geboten hat.
Durch die unermüdliche Arbeit von Wilhelm Schindler v. Rüdiger wurde Gral am 1.11.1965 zum zweiten Mal vorsitzende Verbindung des mittlerweile vom Ortsverband zum Stadtverband Klagenfurt mutierten Gremiums. Das Budenleben verlief in den Jahren 1965 bis 1966 eher ruhig dahin. Lediglich die Einweihung des Bleiburger Grenzlandheimes am 15.5.1966, bei dem 2 Gralritter chargierten, bildete die Ausnahme. Warum dies so war, ist auch leicht erklärt.
Die Klagenfurter Verbindungen bereiteten sich auf den 24. Pennälertag vom 27. – 30.5.1966 in Klagenfurt vor. Auch Gral nahm an den Vorbereitungsarbeiten natürlich teil. Am Kommers beteiligten sich 21 Bundesbrüder. Die Bude avancierte in diesen Tagen zu einem beliebten Treffpunkt der Kartellbrüder aus nah und fern.
Im Juli 1966 siegte Günter Pilaj v. Hagen beim Sängerwettbewerb auf der KFS in Tullnerbach, und im Herbst zog es 6 Gralritter zur LVK-Schulung nach Himmelberg. Am 24.9.1966 wurde das 47. Stiftungsfest gefeiert, bei dem Altbundeskanzler Gorbach das Band der Verbindung erhalten hätte sollen. Er entschuldigte sich jedoch für sein Nichterscheinen. Allerdings wurde diese Ehrung später nicht mehr durchgeführt.
Im Laufe der Zeit entschlief sanft der Klagenfurter Stadtverband, sodass keine Aktivitäten mehr feststellbar waren. Aus diesem Anlass stellte Gral am 13.10.1966 den Antrag, den Stadtverband aufzulösen. Dieser Antrag wurde allerdings von den anderen Klagenfurter Verbindungen abgelehnt. Gral entfernte sich nun zusehends vom Stadtverband.
Am 30.6.1967 wurde wiederum eine neue Ära eingeleitet. Zum ersten Mal wurde Adolf Bacher v. Parzival zum Senior gewählt. Er sollte es in dieser Funktion 4 Semester bleiben. Unermüdlich versuchte er, den doch etwas eingeschlafenen Budenbetrieb wieder flott zu bekommen. Noch heute zeugt davon ein reger Briefverkehr zwischen ihm und Alois Kaufmann v. Dr. cer. Loki. Erster Höhepunkt seiner Amtsperiode war die Verleihung des Ehrenbandes an Präses Paul Glanzer v. Ulf, der dies am 7.10.1967 erhielt. Das 48. Stiftungsfest am 22.12.1967 im Kleinen Kolpingsaal besuchten lediglich 55 Personen.
Am 7.6.1968 nahm Gral vom letzten Landesverbandsvorsitzenden vor dem Kriege, Thomas Weiß v. Siegfried, am Friedhof in Annabichl Abschied und am 20.6.1968 schlugen Gral und Babenberg gemeinsam die Trauerkneipe. Das Verbindungsleben in dieser Zeit war von Burschenconventen und Kneipen geprägt. Allerdings fanden die Burschenconvente nun monatlich, dafür aber wöchentlich Chargenconvente statt. Die Altherrenschaft war so gut wie nicht mehr vorhanden und überdies untereinander zerstritten. Auch die Aktivenzahlen fielen in den Keller, sodass Wolfgang Lex v. Tizian BBK am 27.9.1968 als Verkehrsaktiver aufgenommen wurde und sofort die Charge des Fuchsmajors übernahm. Am gleichen Tag wurde auch beschlossen, Hans Moser v. Totila den Titel eines Dr. cerevisiae zu verleihen, dieser lehnte jedoch ab. Dies wurde in späteren Jahren noch einmal versucht, wurde aber wiederum von ihm abgelehnt.
Am 1.10.1968 ging die Ära Schindler zu Ende und zum neuen Philistersenior wurde Hans Moser v. Totila gewählt. Im gleichen Monat brachte Adolf Bacher v. Parzival erstmals die „Kleinen Gralnachrichten“ heraus; die 1. Verbindungszeitung Gralis. Allmählich stiegen auch wieder die Aktivenzahlen, sodass eigentlich bei fast jeder Kneipe zumindest eine Reception stattfand. Am 20.11.1968 wurde Gral zum dritten Mal vorsitzende Verbindung des Stadtverbandes und beendete damit die selbstgewählte Isolation. Der Beginn des WS 1968/69 war gekennzeichnet vom Ankauf eines großen Einbaukastens. Federführend bei der Beschaffung war Kurt Uschnig, der dafür als Ehrenmitglied aufgenommen wurde.
Das Jahr 1969 war geprägt vom 50. Stiftungsfest, das vom 28. – 29.6.1969 gefeiert wurde. Am 28.6.1969 fand der Kommers im Kolpingsaal statt, der von Adolf Bacher v. Parzival geschlagen wurde. 200 Personen und 23 Chargierte nahmen daran teil. Am Tag darauf fand in Krumpendorf die Stiftungsfestmesse statt, bei dem die Fahne der Verbindung geweiht wurde. Als Fahnenpatinnen fungierten Frau Trude Arnold, Gattin von Bundesbruder Dr. Franz Arnold v. Dr.cer. Horand sowie Frau Hedwig Sterbik-Lamina, die Gattin des MKV-Gründers und Bundebruders Dipl.-Ing. Jaro Sterbik-Lamina v. Dr. cer. Totila. Am 3.7.1969 schließlich wurde Valentin Buzzi v. Neptun zum Senior Gralis gewählt und Adolf Bacher v. Parzival philistriert. Obstlt. Ferdinand Sekerka v. Roland folgte am 20.9.1969 auf Hans Moser v. Totila als Philistersenior, der wie sein Vorgänger versuchte, die Zwistigkeiten in der Altherrenschaft zu beenden. Am 2.10.1969 wurde Neptun als Senior wieder dechargiert und Werner Glas v. Iwein zum neuen Senior gewählt. Neptun wurde deshalb dechargiert, da er sich nicht seinen Aufgaben als Senior stellte. Damit wurde erstmals in der Geschichte ein Senior während des Semesters abgesetzt. Auch dies sollte in späteren Jahren noch einmal vorkommen.
Die ausgehenden 60er Jahre hatten als Hauptproblem die sinkenden Aktivenzahlen und die Zerstrittenheit der Altherrenschaft gekannt. Diese beiden Probleme sollten erst in den 70er Jahren behoben werden.