Vorgeschichte bis 1919

In Klagenfurt, der Landeshauptstadt des ehemaligen Kronlandes und heutigen Bundeslandes Kärnten, sind studentische Verbindungen schon relativ lange nachweisbar. Das es sich bei diesen natürlich um national gesinnte Korporationen, heute würde man sie als „schlagende Verbindungen“ bezeichnen, handelt, liegt wohl am liberalen bzw. nationalen Klima Kärntens jener Tage.

Bereits im Revolutionsjahr 1848, genauer am 24.4.1848, gründeten Lyzeisten und Gymnasiasten, wohl angestachelt von den revolutionären Strömungen jener Tage, die erste Korporation auf Kärntner Boden, die Burschenschaft Carantania. Die Verbindung führte rote Cerevis mit den Farben schwarz-rot-gold. Erster Präses dieser Burschenschaft wurde der bekannte Heimatdichter Johann Kleinfercher (später unter dem Namen Fercher von Steinwand bekannt).

Doch so recht wollte sich Carantania nicht durchsetzen und so wurde diese bereits am 29.11.1848 von der Burschenschaft „Teurnia“ abgelöst, der ebenfalls Johann Kleinfercher als Präses vorstand. Teurnia übernahm von Carantania die roten Cerevis, trug dazu aber Bänder in den Farben blau-grün-rot. Nach und nach breitete sich die Idee der nationalen Burschenschaften aus und so kam es bis 1919 zu mehr als 20 Gründungen von nationalen Verbindungen.

An katholischen Verbindungen bestand also ein durchaus berechtigter Nachholbedarf. Der erste, der den Gedanken einer katholischen Verbindung nach Kärnten trug, war der Theologe August Ogertschnig (Nibelungia Linz und CV Carolina Graz), der am 11.1.1906 in einem Gasthaus in Ehrenhausen die Katholisch Deutsche Studentenverbindung (K.D.St.V.) Karantania gründete. Als Farben wurden gold-rot-weiß (Fuchsenfarben rot-weiß) und kirschrote Samtmützen gewählt. „Pro deo et patria“ wurde der Wahlspruch der Verbindung.

Mit Karantania wurde die Saat katholischer Verbindungen ausgelegt. Als im Wintersemester 1908/09 der Karantane Simon Dollenz v. Gunther nach St. Paul/Lavanttal ging, um dort im Stiftgymnasium seine Studien abzuschließen, fand er bald Gleichgesinnte und gründete am 24.10.1908 die K.ö.St.V. Sponheim. Gold-grün-weiße (bzw. grün-weiß als Fuchsenfarben) Bänder und grüne Mützen kennzeichneten künftighin die Mitglieder der Sponheim. Der Wahlspruch lautet seit damals „In Treue fest“.

Karantania wuchs so schnell, dass man bereits am 2.2.1909 an der Realschule eine weitere katholische Verbindung ins Leben rief, um auch an dieser Schule den nationalliberalen Bünden ein entsprechendes Pendant von katholischer Seite entgegenzustellen. Die neue Verbindung wurde K.D.St.V. Gothia genannt und führte die Farben schwarz-rot-gold und dunkelblaue Samtmützen. Der alte Wahlspruch des Landsknechtführers Georg von Frundsberg „Viel Feind – Viel Ehr“ wurde zum Wahlspruch der neuen Korporation erwählt.

Das Anwachsen von Karantania und Gothia wurde seitens freiheitlicher Korporationen mit äußerstem Misstrauen beobachtet. Im Zuge der teils heftigen Auseinandersetzungen ließen die Nationalen die beiden katholischen Bünde auffliegen. Karantania wie auch Gothia wurden sistiert. Karantania erholte sich aber bald wieder und stand bereits 1910 recht ordentlich da. Bei Gothia dauerte der Wiederaufbau etwas länger, konnte aber von Karantania so vorangetrieben werden, dass Gothia im Wintersemester 1913/14 wieder reaktiviert wurde. Der Publikationskommers Gothiae wurde am 14.2.1914 geschlagen.

Als nächstälteste Verbindung wurde im Wintersemester 1912/13 in St. Paul/Lavanttal eine weitere Korporation gegründet, die den Namen Austria erhielt und sich die Farben schwarz-weiß-gold und schwarze Mützen wählte. Wie es zur Gründung Austriae kam ist leider nicht bekannt, ebenso das Schicksal der St. Pauler Verbindungen Sponheim und Austria während des ersten Weltkrieges.

Der erste Weltkrieg brachte das blühende Verbindungsleben auch in Klagenfurt zum Erliegen. Gothia wurde 1917 sistiert. Karantania bestand zwar weiter, wurde aber durch den Krieg in der weiteren Entwicklung gehemmt. 10 Karantanen und 3 Gothen fielen auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges.

Die Schüsse von Sarajewo läuteten eine Götterdämmerung ein, die 1914 noch niemand richtig abzuschätzen vermochte. Nach vier Jahren Krieg war Österreich-Ungarn ausgezerrt und am Ende. Das Kriegsglück lag auf Allierter Seite als am 29.10.1918 die k.u.k. Armee zusammenbrach. Am 3.11.1918 wurde ein Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Allierten unterzeichnet, der das Ende des Krieges bedeutete. Nicht nur der Krieg ging verloren, auch die alte Ordnung ging zugrunde. Das Kaiserreich wurde am 12.11.1918 von der Republik Deutsch-Österreich abgelöst. Der neue Staat sah sich einer Menge von Problemen gegenüber die zur Klärung anstanden. An erster Stelle stand dabei wohl das Grenzproblem.

Als Österreich-Ungarn aufhörte zu existieren, wurden sofort Nachfolgestaaten gegründet. Einer dieser Staaten wurde von den Südslawen der Monarchie gemeinsam mit dem Königreich Serbien gegründet und nannte sich Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS). Bereits am 17.10.1918 wurden vom Slowenischen Nationalrat für Kärnten Gebietsforderungen gestellt, die bis zum November 1918 näher konkretisiert wurden. Jugoslawen versuchten sich ein Stück Kärntens zu bemächtigen und plünderten im Mießtal (5.-6.11.1918), besetzten Gutenstein, Prävali und den Bahnhof von Unterdrauburg (11.11.). Weitere Besetzungen seitens der Jugoslawen folgten, ebenso besetzten Italiener Tarvis (16.11.) und Thörl (21.11.).

In der angespannten Situation des Spätherbstes 1918 vertrieben am 24.11.1918 kärntnerisch gesonnene Bauern jugoslawische Gendarmen aus dem Gailtal. Dieses Datum läutete eine Zeit ein, die für Kärnten schicksalshaft werden sollte: den Abwehrkampf und die anschließende Volksabstimmung.

Am 5.12.1918 entschloss sich die Landesversammlung zum bewaffneten Widerstand, der erste blutige Zusammenstoß folgte am 10.12.1018 westlich von Klein St. Veit. Im Zuge der Kampfhandlungen stellten sich relativ rasch erste Erfolge ein, sodass es am 14.1.1919 zu einem Waffenstillstand zwischen der Kärntner Landesregierung und der Laibacher Nationalregierung kam.

Doch lange sollte der Waffenstillstand nicht halten. Am 29.4.1919 griffen jugoslawische Verbände entlang der Linie Rosenbach-Lavamünd an. Auf Grund des massiven Angriffes wurden im ganzen Land Freiwillige rekrutiert. In Klagenfurt kam es zur Aufstellung der Studentenkompanie, in der auch die späteren Gralgründer kämpften. Dieser Truppenkörper bestand zum Großteil aus Mittelschülern, von denen die meisten von nationalen Korporationen stammten, aber auch Karantanen gehörten dieser Kompanie an. Die Begegnung mit der Vielzahl von Korporierten dürfte auf die späteren Gründer Gralis einen so starken Eindruck gemacht haben, dass es schlussendlich zur Verbindungsgründung kam.

Die Studentenkompanie kämpfte in zwei Gruppen. Die eine wurde an der Gurker Brücke eingesetzt, die andere, in der auch die späteren Gralgründer kämpften und die aus zwei Zügen bestand, hatte ihr Einsatzgebiet um Grafenstein. In diesem Gebiet fielen am 29.4. der Karantane Gottfried Sille und Kurt Plahna (Burschenschaft Alpinia). Beide waren Schulkollegen der künftigen Gralgründer.

Am 7.5.1919 rückten Kärntner Truppen bis an die Landesgrenze vor. An diesem Tag stand kein jugoslawischer Soldat mehr auf Kärntner Boden. Doch lange konnte man sich nicht an den militärischen Erfolgen erfreuen. Am 28.5.1919 begannen die jugoslawischen Truppen einen großangelegten Gegenangriff, in dessen Folge Landesbefehlshaber Hülgerth den Rückzug befehlen musste. Am 30.5. übersiedelte die Kärntner Landeregierung aus Sicherheitsgründen nach Spittal a.d. Drau. Eine knappe Woche später, am 6.6.1919, rückten jugoslawische Truppen in Klagenfurt ein. Der Abwehrkampf fand damit sein Ende in einer bitteren Niederlage. Brachte der Abwehrkampf zwar keinen Erfolg für das Land Kärnten, so machte er doch auf die Probleme des Landes aufmerksam, sodass in einer Volksabstimmung die Kärntner Bevölkerung selbst über ihr weiteres Schicksal entscheiden konnte.

Am 10.9.1919 unterzeichnete in St. Germain-en-Laye Staatskanzler Karl Renner den Friedensvertrag mit den Allierten. Auf Grund der Bestimmungen dieses Vertrages verliert Kärnten das Kanaltal an Italien, die Gemeinde Seenland und das Mießtal an SHS. Kärnten verliert damit 7,7 % seines Territoriums und 6,2 % der Bevölkerung. Der Name der Republik wird mit Republik Österreich festgelegt und ein Anschlussverbot an Deutschland ausgesprochen.